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1 ½ Ritter
Games Convention Leipzig 2008…Termin bei Daedalic…„The Whispered World“ sieht nicht schlecht aus…zu „A new Beginning“ gibt’s nicht viel Neues…alles in allem kaum neue Infos…soll’s das schon gewesen sein…Nein!...Neben den schon bekannten Spielen arbeitet man noch an einem Weiteren…Spiel zum Film 1 ½ Ritter…Releastermin Ende 2008… Das waren die Infos mit denen wir im Sommer versorgt wurden. Die ersten Gedanken, die einem durch den Kopf schossen kamen einem zweifelhaften „Warum????“ gleich. Denn bisher gab es zu Spieladaptionen kaum etwas Gutes zu berichten. Ein völliger Kontrast zum bisherigen Line-up von Daedalic, die in der Vergangenheit vor allem mit qualitativ hochwertigen Spielen überzeugten, zuletzt bestachen Edna und Harvey auf ihre ganz spezielle Art und Weise. Und nun wollte man innerhalb eines halben Jahres, ein Spiel mehr oder weniger aus dem Boden stampfen. Das kann doch nicht gut gehen… Kaum vier Monate später liegt das fertige Produkt nun vor uns und wir haben, so unvoreingenommen wie möglich, das neuste Werk aus der Hamburger Spieleschmiede unter die Lupe genommen. Wie im Film muss Protagonist Ritter Lanze auch im Spiel seine Holde Herzelinde befreien. Eigentlich sollte er ja ein Auge auf die blaublütige Dame werfen, doch hat er sich lieber dem Alkohol zugewandt und seine eigentlichen ritterlichen Pflichten vernachlässigt, mit dem Ergebnis, dass Herzelinde vom Erdboden verschluckt und er im Knast reif für die Exekution ist. Mit viel Geschick und dem halben Ritter Erdal kann er sich schließlich aus dem Gefängnis befreien und den König davon überzeugen, dass nur er die geliebte Tochter wiederfinden kann. Zusammen mit seinem unfreiwilligen Freund, beginnt eine aberwitzige mittelalterliche Suche, die natürlich nicht immer nach Plan verläuft. Besonders Erdal macht Ritter Lanze das Leben kontinuierlich zur Hölle, denn für diesen steht nicht das Wiederauffinden der jungen Schönheit im Vordergrund, sondern vielmehr sein Wohlergehen. Immer wieder stellt er seine tiefen südosteuropäischen Wurzeln in den Vordergrund, und ist erst dann bereit weiter zu kooperieren, wenn traditionelle Grundvoraussetzungen, wie körperliche Hygiene in Form eines wunderschön blubbernden, wohlriechenden Schaumbades erfüllt sind. Erdal und seine Kültüüür sind der „Running Gag“, die Konflikte die sich daraus entwickeln zum Totlachen. Überhaupt sprüht das Spiel nur so vor Witz, was aber vor allem dem Drehbuch zuzuschreiben ist, denn viele Dialoge sind eins zu eins aus dem Film übernommen. Ein heiden Spaß, die beiden Protagonisten beim Streiten und beim Lösen ihrer aufgetragenen Aufgaben zu belauschen. Doch nicht nur Lanze und Erdal sind immer wieder für einen Lacher gut, sondern auch die vielen Nebencharaktere, brachten uns immer wieder zum Lachen. Da wäre zum Beispiel die mörderische Gretella, samt ihrem psychisch kranken, unter mangelndem Selbstbewusstsein leidenden und suizidgefährdeten Bruder Hänsel. Oder aber der pestkranke Händler, der die Seuche in Form einer Pestbeule sogleich an Lanze weitergibt. Da tritt die sehr einfach gehaltene Grafik völlig in den Hintergrund. Zwar sind die Locations sehr detailreich und liebevoll gestaltet, wenn auch nicht in der Pracht, in der die bisher veröffentlichten Screenshots von The Whispered World daher kommen, jedoch gibt es auch hier einiges zu entdecken und nach ungestalteten Winkeln muss man schon sehr lange suchen. Die Charaktere hingegen wurden nur sehr oberflächlich ausgestaltet und wirken sehr puristisch, was sich insbesondere in der Mimik äußert. Aus den Gesichtern kann man Ritter Lanze und Co wahrlich nicht lesen. Recht leblos und vor allem minimalistisch sieht deren Antlitz aus. Bewegungen wirken durch und durch schwerfällig, teilweise künstlich und unrund. Hier lässt sich die dann doch sehr kurze Entwicklungszeit nicht mehr verheimlichen. Denn dass es auch deutlich besser geht, haben wir bei Edna bricht aus gesehen. Das Rätseldesign erinnert stellenweise schon eher an den Ausbruch mit Edna und Harvey, denn auch wenn es vom Schwierigkeitsgrad her deutlich leichter ist, hat es doch diesen unverwechselbaren, leicht abgedrehten und skurrilen Touch. Dann zum Beispiel, wenn man Schafe mittels Wasserdampf erst schrumpfen muss, um sie anschließend zu Burgern zu verarbeiten. Neben diesen klassischen Inventarknobeleien wurden auch drei Minispiele implementiert. So muss man sich im Pferdequartett und Hühnerroulette beweisen, oder aber unter Zeitdruck vorgegebene Formen aus bis zu 7 Karten nachbauen. All diese kurzweiligen Unterbrechungen sind gut ins Spiel integriert, wirken kaum aufgesetzt und sind vor allem äußerst humorvoll gestaltet, wenn auch nicht immer ganz einfach. Wem das noch nicht Abwechslung genug ist, der wird sich freuen, Lanze von einer Bildschirmseite auf die andere zu lotsen und dabei den Pfeilen, die auf ihn geschossen werden, auszuweichen. An Freunde von Timingrätseln wurde demnach auch gedacht. Die Synchronisation besonders von Erdal, der im Film von Rick Kavanian gespielt und von ebendiesem im Spiel gesprochen wird, ist großartig gelungen, sieht man von der nicht vorhandenen Lippensynchronität ab. Auch Ritter Lanze wird von seinem Filmpendant Til Schweiger gesprochen, was an sich vor allem für Freunde des Kinostreifens und für die Verkausfzahlen des Spiels sicherlich ein großer Pluspunkt ist. Allerdings wird stellenweise deutlich, dass Till nicht der geborene Synchronsprecher ist, an manchen Stellen wirken seine Textpassagen doch sehr vorgelesen. Manche Dialoge, besonders diese, in denen Lanze mit anderen Charakteren interagiert und diskutiert kommen wiederum sehr lebendig und authentisch rüber. Leider konnte nicht für jede Figur im Spiel auf den jeweiligen Schauspieler im Film zurückgegriffen werden, so müssen wir beispielsweise auf Thomas Gottschalk, in der Rolle des Königs, verzichten. Gesteuert wird per Point & Click, wobei sämtliche Interaktionen mit der linken Maustaste getätigt werden. Hält man diese über einem Gegenstand gedrückt, öffnet sich ein Miniinterface, in dem man das Mund-, Hand- oder Augensymbol auswählen kann. Mit der rechten Maustaste wird das Inventar geöffnet, die Leertaste offenbart die nicht immer ganz präzise Hotspotanzeige. Das Optionsmenü bietet nur wenige Einstellungsmöglichkeiten, so können Untertitel an und ausgeschaltet werden, sowie verschiedene Lautstärkeeinstellungen getroffen werden. Fazit Wer hätte das gedacht… Ein Spiel zum Film, das zu gefallen weiß: Eine echte Rarität. Würde man den Titel mit anderen Filmadaptionen messen, wäre es von der Wertung her sicherlich ganz weit oben anzusiedeln. Doch so einfach ist es dann leider auch nicht, denn 1 ½ Ritter tritt mit sämtlichen Adventures in den Wettbewerb, und da kann es dem Vergleich leider nicht auf allen Ebenen standhalten. Der Titel sprüht vor Witz, hat einen eigenwilligen Humor, der zwar nicht von der besonders intelligenten Art ist, aber dennoch Spaß macht. Das Rätseldesign ist abwechslungsreich und selbst die integrierten Minispiele überzeugen vor allem durch ihren humorvollen Aufbau. Wer hat denn schon einmal Pferdequartett gespielt und versucht, den Gegner mit der Pupillendrehzahl oder dem Ohrenabstand in die Knie zu zwingen? Grafisch allerdings kann das Spiel nicht vollends überzeugen. Auch wenn die Hintergründe wirklich schön und detailreich gezeichnet sind, fehlt es den Charakteren an ebendiesem Aspekt. Sie wirken unfertig und zu minimalistisch. Mimik ist kaum zu erkennen und Bewegungsabläufe wirken viel zu hölzern. Auch hat man an Animationen gespart. Hier und da bewegt sich etwas, aber eben doch viel zu wenig, als dass das Ganze lebendig wirken würde. So kleben beispielsweise die Wolken starr am Blau des Himmels und durch das Grün der Bäume scheint kein Lüftchen zu wehen. Abgesehen von diesen Mängeln ist es dennoch ein spielenswerter Titel geworden, besonders wenn man den Preis von nur knapp 30€ bedenkt. Und wann konnte man das schon einmal von einer Filmadaption behaupten????
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